familienstammbuch

Allen Huyke`s, die vor mir waren, die mit mir sind und die nach mir sein werden.

Vorwort

Der große Krieg ist vorüber und Deutschland ist zerschlagen und geknechtet; ein Umschwung, wie ihn vor 6 Jahren niemand für möglich gehalten hätte! Im Inneren toben heftige politische Kämpfe, blutige Unruhen und Plünderungen gibt es allerorten, Klagen und Unwillen über Not und Teuerung. – Nur die Hoffnung, dass die Nacht endlich vorübergehen, dass endlich die Morgendämmerung nahen muss, lässt uns aufrecht gehen und stehen. Ungewiss allerdings noch und dunkel liegt nahe und weite Zukunft vor uns; eins aber ist gewiss! – Aus diesem Trümmerhaufen muss neues Leben, neue Größe entstehen! –

Vereinzelt im Reiche beginnt man dem Gedenken der Toten des Krieges sichtbare Zeichen zu setzen; Helden-Gedächtnishallen, Gedenktafeln und andere der Erinnerung werden geschaffen. Auch unseren Toten, nicht bloß denen des Krieges, sondern den Toten unserer Familie, unseren Vorfahren, will ich ein Denkmal setzen, ein monumentum aere perennius.

Beim Tode meines Vaters im August 1916 kam mir zuerst dieser Gedanke. Seit mehr denn hundert Jahren saßen wir auf Bruckdorf, seit mehr denn 300 Jahren im Saalkreis. Jetzt mußte, da wir viele Geschwister waren, unter dem Zwang der Verhältnisse an den Verkauf der Äcker gegangen werden. Fehlt erst das Nest, der Hort, dann zerstreuen sich die Jungen in alle Winde, und Überlieferungen und Nachrichten über Herkunft und Ursprung verlieren sich. Höchste Zeit ist es deshalb, das, was wir über das Woher unserer Familie wissen,
zusammenzufassen und festzulegen.

Der Bildhauer H. Koch in Magdeburg schuf mir nach meinen Plänen in mühevoller Arbeit dies Buch. Und hierin findet ihr, was unsere Väter an Nachrichten und Aufzeichnungen
hinterlassen, was ich vervollständigt habe. Ich bestimme, daß dies Buch immer dem ältesten Sohne meiner direkten männlichen Nachkommen vererbt werden soll, sodass es stets im Besitze des Ältesten der Familie Huyke meiner Linie in seiner Generation bleibt. Sollte -was ich sehnsüchtig nicht hoffe!- die männliche Linie meiner direkten Nachkommen einmal aussterben, so soll der letzte Besitzer des Buchs nach seinem eigenen Ermessen entscheiden, ob er es an eine andere Linie Huyke, von der männliche Nachkommen vorhanden sind, weiterleitet, oder ob er es den direkten weiblichen Nachkommen vererbt.

Möchten jedenfalls alle, die später Besitzer dieser Chronik werden, dies Buch als ein wertvolles Vermächtnis gelten lassen und ihr Teil daran tun, es in meinem Sinne
weiterzuführen!

Heute, an meinem 34. Geburtstag, schreibe ich dies Vorwort. Meinen Wünschen für ein glückliches Gedeihen der Familie Huyke möge die Macht, die unsere Geschichte gütig leitet, Erhörung schenken! Ihr aber, die ihr später den Namen Huyke tragen werdet, seid stolz auf ihn und haltet ihn hoch!

Wandsbeck, den 9. Juli 1920

Paul Arno Huyke


Die Sorben und Wenden, die sich im sechsten Jahrhundert zwischen Saale und Elbe
festsetzten und dort erst um 928 von Heinrich I. unterworfen wurden, zogen sich damals zum größten Teile nach der Lausitz zurück. Nur wenige von ihnen blieben im Gebiet der Saale und Elbe, wo sie sich schon fest angesiedelt und akklimatisiert hatten, zurück und vermischten sich mit den dorthin kommenden Germanen. Unter den Söhnen dieser Zurückgebliebenen und zuwandernden Germanen suche ich den Stammvater der Familie Huyke. Aussehen und Körperbau, besonders ausgeprägt in den weiblichen Mitgliedern unserer Generation, lassen mit größter Wahrscheinlichkeit auf die Richtigkeit dieser Annahme schließen. Dunkle, braune bis braunschwarze Augen, dichtes schwarzes hartes Haar, braune Gesichter mit etwas slawisch geformten Kinnbacken, braune Körperfarbe, kleine Hände und Füße, sind meines Erachtens typische Kennzeichen der Nachkömmlinge wendischer in Mischung mit germanischen Eltern. In der Gegend von Halle an der Saale erkennt und unterscheidet man sie noch heutigen Tages leicht von den Nachfahren jener späteren west- und süddeutschen Zuwanderer rein germanischer Abkunft. Ich glaube weiterhin auch feststellen zu können, daß Gemütsart und Gewohnheiten der wendischen Väter, im Laufe der Zeit natürlich abgerundet und stark eingeschränkt, noch heute in Mitgliedern unsere Familie zu finden sind. Sie sind zum Teil scheuer als reine Germanen, schließen sich schwerer an ihre Umwelt an, sind vielleicht sogar etwas eigenbrödlerisch. Auch ein Teil wendischer (Normaden-Völker eigener) vorsichtiger Verschmitztheit, nicht rückhaltlose Offenheit, sind wendische Erbgaben und Eigenschaften, die bei Ihnen zu finden sind. Dabei sind sie alle beweglichen Geistes; teils hervorragend begabt und klug. Nicht gewohnt sich zu beugen, sind sie oft störrisch und holzig, stets bestrebt, den eigenen Kopf durchzusetzen, oft gegen alle Logik, von überzeugender Redegabe, meist führend unter ihren Kameraden und Gleichgestellten.

Dies voran!
Ich bin bemüht, weiteres über das Woher unserer Altvatern zu erforschen. Gelingt es mir, so füge ich es später ein. Gelingt es nicht, so ist vielleicht einer meiner Brüder oder Vettern
glücklicher als ich im Erfolg!

Unser Name Huyke, der in seiner Schreibart auf holländischen Ursprung deutet, erscheint erst auf Urkunden von vor etwa Hundert Jahren in dieser Form. Früher schrieben unsere Vorfahren sich Hieke, Hike, Hüke, Hyke. Ich folgere daraus, daß der ursprüngliche Name Hieke allmählich verfeinert Hüke gesprochen und dann auch so geschrieben wurde. Ein Vorfahre im 18. Jahrhundert schätzte ein Ypsilon mehr als den Umlaut von U. Einer seiner Nachkommen stieß dann wohl bei Durchsicht alter Briefe oder Urkunden auf das U in Hüke und er wird es dann dem Namen wieder zugefügt haben, ohne das Y zu streichen, und so entstand der Name in seiner heutigen Form „HUYKE“.

Eigenartig wie die Schreibweise, ist auch die Aussprache des Namens. Während in
Mitteldeutschland und Thüringen jedermann ohne Ausnahme den Namen „Hüke“ ausspricht, sagt man in Norddeutschland mit der gleichen Selbstverständlichkeit Heuke. Auch auf den Schulen und Universitäten wurden wir im allgemeinen Heuke genannt. Ich halte diese Aussprache in Anbetracht der Schreibweise für die richtige, obgleich der Name früher bestimmt Hüke gesprochen wurde. Mein Vater, Paul Huyke Bruckdorf 1860 – 1916, nannte sich Hu -i- ke, trennte U und I ganz lang. Curt Huyke, Zahnarzt in Regensburg, sprach Huike, ui ganz kurz, während Edmund Huyke, Reichsgerichtsrat in Leipzig, sich rein Hüke nannte.
Der jüngste Bruder dagegen, Wilhelm Huyke, der als Conditor 1901 in Bruckdorf starb, nannte sich Heuke. Alle vier Brüder hatten also eine andere Art ihren Namen auszusprechen.

Unsere Vorfahren waren bis zur Generation meines Vaters, Paul Huyke Bruckdorf, wohl
ausnahmslos Landwirte; es ist jedenfalls anderes darüber nicht authentisch bekannt geworden oder nachzuweisen. Andere mögen wohl gewandert sein, sind als Soldaten umhergeworfen und auch als solche gefallen. Sonst aber blieben sie sesshaft. Das änderte sich erst in der Generation meines Vaters.- Aus dem zu diesem Buch gehörigen Stammbaum ist ersichtlich, was über die einzelnen Glieder der Familie bekannt ist. Ich gebe dies auch im Buch selbst an.- Über das Leben der frühesten Vorfahren kann ich genaueres nicht mehr feststellen. Was ich an wichtigen Angaben machen kann, also Namen, Jahreszahlen usw. ist authentisch und nach bestem Wissen richtig. Die Zahlen werden durch die Kirchenbücher dokumentiert. Was ich über Lebensvorfälle, Gewohnheiten, Charakter der letzten Generation niederlege, ist mir teils bekannt, teils berichtet. Ich will mich bemühen, alles festzuhalten, was ich für wesentlich ansehe.- Klar erkenntlich ist, wie schon oben angedeutet, aus Kirchenbüchern, dass unsere Vorfahren ein reines Bauernvolk waren, dessen Wurzel immer die Scholle geblieben ist. Bis auf den heutigen Tag ist seit Kenntnis unserer Geschichte keiner verschollen, sondern diese Chronik kann von jedem berichten, wo ihm Mutter Erde ein letztes Ruheplätzchen gewährt hat.
Die erste Kunde wird uns aus dem Kirchenbuch von Sausedlitz über Simon Huyke, der am 20. Sonntag nach Trinitatis 1664 (29.10.1664) mit Magaretha Löbers aus Räse in Sausedlitz
getraut wurde. Sausedlitz liegt in der Nähe von Bitterfeld, Räse, das heutige Rösa, einige Kilometer nördlich
davon.
Dieser Simon Huyke dürfte etwa um 1640 geboren und von Beruf Anspänner, das ist ein
Landwirt, gewesen sein. Auch Magaretha Löbers war die Tochter eines Bauern aus dem
Nachbardorf Räse. Über beider Leben ist ausser den Daten des Kirchenbuchs nichts bekannt.
Simon Huyke starb am 14. März 1682. Magaretha Huyke, geb. Löbers, seine Ehefrau folgte
ihm erst 13 Jahre später, am 13.2.1695 ins bessere Jenseits. Beide fanden ihre letzte
Ruhestätte auf dem Kirchhof in Sausedlitz. Sie hinterliessen nur einen Sohn, der am 19.5.1665 in Sausedlitz auf den Namen seines Vaters, Simon, getauft wurde. Der Tag der Geburt ist nicht angegeben, doch dürfte er, damaligen Brauche gemäß, etwas 8 – 14 Tage vorher das Licht der Welt erblickt haben. Er war Landwirt, wie sein Vater es gewesen war und zweimal verheiratet. Über seine erste Ehe ist ausser dem Faktum nichts bekannt, doch wissen wir, dass er in zweiter Ehe um 1715 herum mit Christina, geborene Klepzig, aus Riesdorf in Anhalt getraut wurde. Es hat den Anschein, als ob diese Christina, geb. Klepzig, aus Riesdorf in Anhalt, wohnhaft zu Klein Wiedemar, auch Witwe war, denn die Bezeichnung Christina geb. Klepzig, deutet darauf hin, daß sie noch einen anderen Namen trug, der aber nicht genannt wird. Außerdem war sie ansässig in Klein Wiedemar, wo auch die Trauung stattfand und wohin Simon Huyke auch übersiedelte. Ich nehme an, daß er in das Gut der verwittweten Christina geb. Klepzig eingeheiratet hat.
Er ist am 17. November 1739 gestorben und Christina folgte ihm am 16. März 1744. Beide
ruhen auf dem Kirchhof in Klein Wiedemar von ihrer Erdenwanderung aus.
Auch sie hinterliesen aus ihrer Ehe nur ein Kind und zwar wiederum einen Sohn namens
Christian der am 17. März 1717 in Klein Wiedemar geboren wurde.
Da, wie ich oben erwähnte, Christina geb. Klepzig, wohl auch Witwe war und wohl auch Kinder aus erster Ehe gehabt hat, denen das väterliche Erbe gehörte, so konnte vermutlich Christian Huyke, ihr Sohn aus zweiter Ehe, nicht den väterlichen Hof übernehmen, sondern musste sich anderweitig umschauen und sich eine andere Existenz suchen. Er wanderte also ab nach Dieskau und zwar erst nach dem Tode seiner Mutter. Dort heiratete er dann am 26.11.1749 die Witwe Dorothea Heye, geb. Wage. Er war damals 32 Jahre alt, seine Frau 36 Jahre. Es wird sich also hier um eine reine Zweckheirat gehandelt haben, eine Annahme, die noch dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, daß sie gleichzeitig die Erklärung bildet für die verwunderlich späte Ehe mit der Witwe Dorothea Heye, geb. Wage, die obendrein noch vier Jahre älter als ihr zweiter Mann war. Außerdem bietet die wirtschaftlich günstige Möglichkeit der Heirat in Dieskau zugleich noch eine Erklärung für die Abwanderung aus Klein Wiedemar. Seine Frau war in erster Ehe vom 7. Februar 1740 bis zum 25. September 1748 verheiratet mit dem Nachbarn und Anspänner Andreas Heye, dem Sohn des Schneidermeisters Martin Heye in Dieskau. Aus dieser Ehe hatte sie 2 Kinder:

  • Gottfried Heye, geb. 12. Dezember 1740, gest. 16. November 1762 als ein Soldat
    Friedrichs des Großen auf dem Rückmarsch von Schlesien
  • Anna Dorothea Heye, Geburtstag nicht ermittelt, etwa 1741-1742

Ich verweise hierbei auf den Stammbaum, aus dem ohne große Erklärung ersichtlich ist, wie diese unter 2. genannte Anna Dorothea Stammmutter für zwei Frauen von Huyke`s wird. Dorothea Heye, geb. Wage, wird demnach Stief-Urahne und direkte Urahne für 2 Generationen von Huyke`s.

Aus der Ehe Christian Huyke – Dorothea Heye, geb. Wage stammen vier Kinder:

  1. Christian, geb. 19.6.1750, gest. 3.9.1750 wahrscheinlich an einer Darmkrankheit
  2. Christian, geb. 16.5.1751, gest. 21.5.1788
  3. Johann Friedrich, geb. 14.2.1753, gest. 11.5.1773 am hitzigen Fieber als Musketier zu
    Halle an der Saale zur Exerzierzeit
  4. Christiane Sabine, geb. 12.11.1756, gest. 15.2.1764 an den Pocken

Dorothea Heye, geb. Wage, später Frau Christian Huyke war am 23. Mai 1713 als Tochter des Nachbarn und Anspänners Christian Wage in Zwintschöna geboren. Sie starb am 25.3.1784 im Alter von 70 Jahren 10 Monaten und 2 Tagen. Ihr Gatte folgte ihr etwa 2 Jahre darauf am 13.7.1786 im Alter von 69 Jahren, 4 Monaten und 6 Tagen. Er starb an den Folgen eines Beinbruchs, an dem er 14 Tage gelegen war. Beide sind begraben auf dem Kirchhof zu Dieskau.
Von ihren 4 Kindern überlebte sie nur der unter 2. genannte, am 16.5.1751 geborene Sohn
Christian.
Der Sohn aus erster Ehe der Dorothea Huyke, verw. Heye, nämlich Gottfried Heye war am
16.11.1762 als Soldat gestorben; ihre Tochter war seit 4.11.1762 mit Christian Schaaf verheiratet. Somit konnte Christian Huyke das mütterlich Erbe antreten und das Heye`sche Anwesen in Dieskau kam in den Huyke`schen Besitz.

Christian Huyke, geb. 1751, verheiratete sich am 7.11.1782 mit Dorothea Elisabeth Schaaf
aus Bennewitz. Diese war die älteste Tochter seiner Stiefschwester Anna Dorothea Heye aus deren Ehe mit Christian Schaaf, Nachbar und Anspänner aus Bennewitz; deren Kinder waren nämlich die genannte

  1. Dorothea Elisabeth Schaaf, geb. 17.1.1764 später verehelicht mit Christian Huyke
  2. Johanna Maria Schaaf, geb. 1765, verheiratet am 31.1.1788 mit Johann Gottlieb
    Schatz, Nachbar und Anspänner in Bruckdorf.

Aus dieser Ehe entspross die am 12. September 1790 geborene Johanna Rosina Schatz, die
spätere Gattin von Christian Gottlieb Huyke; sie war also meine Urgroßmutter und die Stammsessin von Bruckdorf.

Man sieht, daß ich bei diesen Abzweigen auf die weibliche Linie der Entwicklung der männlichen vorgriff; zur besseren Klarheit also zurück zur männlichen Linie.
Christian Huyke, geb. 16.5.1751 und die ihm am 7.11.1782 angetraute Dorothea Elisabeth
Schaaf aus Dieskau, geb. 7.1.1764, hatten folgende Kinder:

  1. Christian Gottlieb Huyke, geb. 1. Okt. 1783, gest. 12.2.1784 wahrscheinlich wohl an
    irgendeiner Kinderkrankheit oder Erkältung.
  2. Dorothea Christina Huyke, geb. 17.Mai 1785. Da über diese im Kirchenbuch zu
    Dieskau gar nichts mehr berichtet wird, so neige ich zu der Annahme, daß sie in den
    ersten Lebenstagen wieder gestorben ist. Es wäre sonst keine Erklärung dafür zu
    finden, daß ihre Person nie mehr erwähnt wird.
  3. Christian Gottlieb Huyke, geb. 12. Juni 1787

Als dieser unter 3. genannte Christian Gottlieb Huyke noch nicht ein Jahr alt war, starb am 21. Mai 1788 sein Vater, also im Alter von eben 37 Jahren. Seine Frau war bei seinem Tode 24 Jahre alt und heiratete im nächsten Jahre wieder und zwar am 11. Juni 1789 den Johann
Gottlieb Hoffmann, bisherigen Hofmeister auf dem Rittergut zu Dieskau, künftigen Nachbarn uns Anspänner, zweiter Sohn aus erster Ehe des Nachbarn und Anspänners Christian Hoffmann zu Dieskau. Sie hatte zwei Kinder mit ihn:

  1. Johann Hoffmann, geb. 9.1.1790, gest. 8 Wochen alt
  2. Johanna Frederike Hoffmann, geb. 24.12.1791. Verbleib unbekannt.

Christian Gottlieb Huyke, geb. 12.6.1787, aus Dieskau war mein Urgroßvater. Er heiratete
1812 seine Cousine mütterlicherseits, die am Schluße der vorigen Seite erwähnte Johanna
Rosina Schatz aus Bruckdorf, die am 12. September 1790 geborene einzige Tochter des
Johann Gottlieb Schatz, geb. 9.4.1750, aus Bruckdorf, verheiratet seit 31.1.1788 mit Johanna Maria Schaaf, zweiter Tochter des Nachbarn, Anspänners und Gerichtsschöppen Christian Schaaf aus Dieskau. Durch diese Heirat kamen also im Jahre 1812 (Jahr steht nicht ganz genau fest) die Huyke`s nach Bruckdorf in den Hof, wie er mit gewissen baulichen
Veränderungen noch heute besteht.

Ich weiß Besonderes über das Leben von Christian Gottlieb Huyke nicht zu sagen. Ein sehr
kümmerliches Bild (Photo) von ihm existiert noch, ich hoffe es meiner Bildersammlung noch einverleiben zu können. Siehe besonderes Buch Bilder. (1933) War ein Irrtum, es hat kein Bild von ihm existiert.
Es soll sehr glücklich mit seiner Frau gelebt haben, war unternehmend und hat zu den
Bruckdorfer Landplänen diverses zugekauft. Was, weiß ich nicht, das ist wohl auch, da
inzwischen ja die Äcker alle nicht mehr in unserem Besitz sind, ohne weiteren Belang. Sein
Schwiegervater soll ungefähr 2,20 m groß gewesen sein. Im Jahre 1842 ist er mit Pferd und
Wagen zum großen Brand nach Hamburg gefahren. Ein originelles Petschaft von ihm befindet sich noch in meinem Besitz. Es ist signiert: C.G.H. I. Buch Mac. Cap. 12 V. 18. Sieht man nach wie aufgeführte Vers 18 des Capitels 12 vom ersten Buch der Maccabäer lautet, so findet man: „Und bitten um Antwort!“ Gewiss ein guter und origineller Gedanke.
Mit diesem Christian Gottlieb Huyke und seiner Ehefrau Johanna Rosina Schatz beginnt die
Bruckdorfer Epoche der Familie Huyke. Es konnten Einzelheiten darüber aus dieser
Generation noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Christian Gottlieb Huyke starb am 2.
März 1847, also noch nicht ganz 60 Jahre alt. Johanna Rosina Huyke, geb. Schatz, seine
Frau, überlebte ihn um 25 Jahre. Sie starb am 13. Juni 1772, also rund 82 Jahre alt.
Beide liegen auf dem Erbbegräbnis zu Dieskau begraben; ein Stein schmückt ihres und ihres Sohnes August Grab.
Ihre Kinder waren:

  1. Frederike, später verehelichte Schaaf in Dieskau, geb. 18.10.1813
  2. Karl August, geb. 24.9.1817, gest. 2.1.1853, begraben in Dieskau
  3. Rosine, später verehelicht mit Karl Jache, Wörmlitz, geb am 10.10.1821, gest. am
    3.4.1899, begraben in Wörmlitz
  4. Ludwig Wilhelm, geb. 17.2.1828, gest. 2.10.1887 in Dieskau. Er ist mein Großvater und
    Taufpate
  5. Emilie, später verehelicht mit Luis Schimpf, Groß Gräfendorf, geb. 25.10.1838, gest.
    19.2.1916, (mein Taufpate)

Den Hof erbte Karl August Huyke, er hat wohl seine Schwester Rosine Jache und Emilie
Schimpf ausbezahlt und vermutlich seinen Bruder Ludwig Wilhelm. Denn dieser Ludwig
Wilhelm hat den Gasthof zu Bruckdorf, jetzt Große, in Betrieb gehabt, hat diesen aber doch
sicher, da er als Besitzer desselben noch nicht geheiratet hatte, erwerben müssen, und zwar gewiss mit dem von seinem Bruder erhaltenen Geld, und zwar von seiner Schwester
Frederike, verehelichte Schaaf, von der der Gasthof erbaut ist. Sein Bruder Carl August hatte inzwischen ein gewisses Fräulein Ziegler aus Wurp geheiratet, starb aber im Alter von 36 Jahren ohne Kinder zu hinterlassen. Da auf seinem Grabstein ein Spruch steht mit dem
Endwort: „Über Deinem Grab reichen die Geschwister sich die Hand“, so nehme ich an, daß
unter ihnen irgendwelche Differenzen bestanden haben, vielleicht, wie so oft, materieller
Herkunft, vielleicht durch seine Frau. Sei dies, wie es sein mag, Tatsache ist, daß seine Witwe ausbezahlt wurde, wie lange nach seinem Tode, ist mir unbekannt. Sie heiratete nach Stennewitz in den Friedel´schen, später Schilling`schen, später und jetzt Gregor´schen Hof. Das Geld, was sie ausbezahlt erhielt, soll nach Erzählungen alter Leute in Backschüsseln aus dem Hause getragen worden sein. Es ist wohl anzunehmen, daß dies Geld dadurch beschafft wurde, daß der jüngere Bruder des Verstorbenen, nämlich Ludwig Wilhelm Huyke , seinen Gasthof verkaufte; denn er folgte seinem verstorbenen Bruder als Besitzer des Hofes, hatte noch nicht geheiratet, also auch auf diesem Wege keine Mittel erhalten. Er wurde demnach ums Jahr 1853/1854 herum der Bauer auf Bruckdorf. Aber erst im Jahre 1859 heiratete er, und zwar Luise Schulze aus Dieskau, die Tochter des Dieskauer Nachbarn und Anspänners Friedrich Schulze, geb. 7.4.1804, gest. 18.8.1877, und seiner Ehefrau Ulrike geb. Stumpf aus Möderau, geb. 4.6.1805, gest. 26.3.1873. Beide liegen ebenfalls in Dieskau begraben.


Dieser Luise Schulze, später verehelicht mit Ludwig Wilhelm Huyke, will ich in diesem Rahmen dieser sachlichen Zeilen ein besonderes Denkmal setzen.

Sie war meine Großmutter, eine wundervolle Frau. Ein einziges Wesen aus Güte, Liebe,
Nachsicht, Verstehen und Freundlichkeit. Da wir ja aus einer ununterbrochenen Serie von 15 Kindern entstammen, so ist es erklärlich, daß die Lasten der Betreuung der ganzen jungen Brut immer Sache der Großmutter war, und hier an dieser Stelle danke ich meinem Gott, daß er mich des Segens dieser Großmutter teilhaftig werden lies. Nie schickte sie mich (oder überhaupt nur einen von uns!) weg, ohne unser Leid angehört zu haben, wenn wir als Kinder klagend zu ihr kamen. Immer fand sie Worte des Trostes und Hilfe für unsere Schmerzen.
Mein Großvater Ludwig Wilhelm Huyke nahm also die besagte Luise Schulze zur Frau. Der
Urgroßvater Friedrich Schulze hatte 9 Töchter, keinen Sohn. Die Töchter waren:

  1. Alwine, geb. 1.2.1828, gest. 30.4.1881, verehelichte Ferdinand Felgner in Wiedemar,
    nahm sich aus unerklärlichen Gründen das Leben durch Erhängen
  2. Amalie, geb. 1829, gest. 9.7.1894, verehelichte Weise in Groitsch
  3. Pauline, geb. 1831, gest. 9.7.1909, verehelichte Strauchenbusch in Dieskau
  4. Bertha, geb. 28.2.1833, gest. 16.4.1855, starb infolge wohl innerer Zerreißungen beim
    Wäscheaufhängen, Ihr Kreuz (Eisen) auf dem Grab in Dieskau stürzte 1933 von Rost
    zerfressen
  5. Wilhelmine Emilie, geb. 18.2.1835, gest. 9.8.1840 früh um 1 Uhr an der Ruhr und in
    Dieskau beerdigt.
  6. Luise, geb. 16.11.1837, gest. 6.1.1922, verehelichte Huyke in Bruckdorf
  7. Liberta, geb. 1839, gest. 17.12.1914, verehelichte Poppe in Höhnstert
  8. Ida, geb. 16.11.1841, gest. 11.7.1918, verehelichte Karl Felgner in Wiedenau
  9. Auguste, geb. 15.10.1845, gest. 16.10.1928, verehelichte Schaaf in Dieskau

Über die Verlobung berichtet die Großmutter in ihrem „Notiz-Buch“ folgendes:
„Im Jahr 1858 habe ich mich verlobt mit Wilhelm Huyke in Bruckdorf, am Weihnachtsfeste,
zum Geburtstag meines Bräutigams wurde unsere Hochzeit gefeiert.“ Sie selber erzählte mir darüber Folgendes: Kennengelernt habe der Großvater sie wohl gelegentlich der Lieferung eines Fuhre Kohlen für die Schule in Dieskau, die früher die Bauern umschichtig leisten mussten. Wilhelm Huyke habe gerade vor der Schultür in Dieskau gehalten, als die Kinder die Schule verliessen. Sie habe ihm zugerufen: „Na, Hieke, deine Pferde fallen bald um!“
Inzwischen waren Jahre vergangen. Wilhelm Huyke war noch immer unbeweibt auf dem
großen Gut. Da wurde er von seiner Mutter gedrängt zu heiraten, und -der damaligen Sitte
gemäß- der , Pat`-Schaaf, gerufen. Er empfahl dem jungen Ehekandidaten verschiedene Töchter des Landes und wollte sich schon auf die Reise nach Reideburg begeben um dort für Wilhelm Huyke zu werben, als dieser ihn noch zurückhielt und sagte: „Pat`-Schaaf, geh mal erst zu Schulzen Lieschen in Dieskau. Die ist mir lieber als alle anderen!“
Pat`-Schaaf war das einerlei! Er marschierte Kurs auf Dieskau und langte auf dem Schulze´schen Hof an, als sie gerade Langstroh draschen in der Scheune und brachte beim
alten Papa Schulze sein Anlegen vor. Er rief Lieschen, die mit in der Scheune arbeitete, nachvorne ins Haus und klärte sie über Pat´Schaafs Auf- und Antrag auf. „Ja, den nehme ich!“ habe sie sofort erwidert. Und am Sonntag drauf erschien in bunter Tracht, Weste mit
Silberknöpfen und feinseidenem Halstuch Herr Wilhelm Huyke, Gutsbesitzer zu Bruckdorf, und holte sich selber das Jawort.
Der Ehe entsprossen 4 Kinder:

  1. Luis Wilhelm Paul, geb. 25.6.1860, gest. 20.8.1916, begraben in Dieskau
  2. Arthur Kurt, geb. 9.10.1861, gest. 8.7.1902, begraben in Ortenburg
  3. Wilhelm Edmund, geb. 11.4.1864, gest. 15.2.1923, begraben in Leipzig
  4. Luis Wilhelm, geb. 28.11.1869, gest. 8.8.1901, begraben in Dieskau

Die Ehe des Großvaters und der Großmutter soll nicht ganz leicht für sie gewesen sein. Der
Großvater, der ja erst die Dorfkneipe innegehabt hatte, war ein kluger, gutmütiger, aber auch jähzorniger Mann, der außer seiner Landwirtschaft noch viele Kohlefuhren usw. besorgte. Da kam es natürlich oft vor, daß er an den Kneipen Halt machte und dort vielfach mehr trank als ihm guttat. Über die menschliche Seite dieser Neigung war diese liebe Frau, die öfters mit mir darüber sprach, nie ärgerlich. Zu ihrer grenzenlosen Güte hatte sie eben für alles Verständnis und handelte nach dem Grundsatz: Alles verstehen heißt alles verzeihen.
Sonst aber ist die Ehe glücklich gewesen und es ist bei dieser Mutter gar nicht verwunderlich, daß ihre Kinder groß wurden, zumal sie, nach der Aussage meines Onkels Reinhold Schaaf, Dieskau, alle Klugheit des Vaters und des Großvaters mütterlicherseits (also des Vaters von Lieschen Schulze) ererbt hatten.
Der Großvater Ludwig Wilhelm Huyke übergab meinem Vater Paul Huyke das Gut im Jahr
1885, nachdem dieser schon im Alter von 16 Jahren die Mittelschule der Frank`schen
Stiftungen in Halle hatte verlassen müssen, weil der Gesundheitszustand des Vaters seine
Anwesenheit in der Wirtschaft nötig machte.
Der Großvater war infolge seines vielfachen Alkoholgenusses stark rheumatisch und hatte
sicher in dem Bruckdorfer Wohnhaus, wo es besonders in der Schlafstube sehr feucht ist,
stark zu leiden. Bäder-Reisen unter anderem nach Karlsbad, mögen kurze zeitweilige
Besserung gebracht haben, aber die Vorliebe für geistige Getränke hat eben immer wieder
diese Erfolge zunichte gemacht, wenngleich damit nicht extra gesagt sein soll, daß Großvater ein Trinker war. Er trank aber eben viel und dies war in Verbindung mit dem kalkhaltigen Wasser Bruckdorfs, der oftmaligen raschen Erhitzung und Abkühlung mit sich bringen den Beruf des Großvaters, und -meines Erachtens- auch der vorhandenen Disposition unseres Stammes zu dickem Blut der Grund zu seiner Krankheit, der er im Herbst 1887. am 2.10.1887, mittags um ½ 12 Uhr, durch Herzschlag (also Arteriosklerose) erlag. Er ist also, wie sein Vater, auch nicht ganz 60 Jahre alt geworden, soll ca. 173 cm groß und sehr dick (nicht fett!) gewesen sein. Trotzdem ich selber keine Ähnlichkeit zwischen ihm und mir erkennen kann, muß solche doch bestehen, denn ein alter Mann, der mich in Gröbers am Bahnhof sah und mich nicht kannte, wie er selber sagte, begrüßte mich mit den Worten: „Guten Tag Herr Hieke, sie sehen so aus wie ihr Großvater!“

Nach Angaben der Großmutter war er gut und klug, nur zu schwach dem Bier und Schnaps
gegenüber. Ich bin leider nicht in der Lage weiteres über ihn zu berichten. Der Großvater starb also dann am 2. Okt. 1887, mittags ½ 12 Uhr, am Herzschlag, unerwartet und schnell. Er ist begraben auf dem Erbbegräbnis zu Dieskau.
Seine Frau, meine Großmutter also, überlebte ihn um mehr als 35 Jahre, und ich kann nur
sagen, daß die Zeit eine einzige Folge von Wohltat, Güte und Hilfe war für Alle, die mit ihr
zusammenkamen. Es war bewundernswert, wie diese doch einfache Bauernfrau mit ihrer
primitiven Volksschulbildung der 1850er Jahre sich alle menschlichen Gebiete zu eigen
machte, ja, wie sie sich sogar in ihrer natürlichen Art und Weise ruhig weiter vorwagen konnte und auch dort durchaus bestand. Sie war uns Kindern eine unermüdliche Märchenerzählerin, sie betreute unseren Schlaf, unsere Schularbeiten, Jahr für Jahr um ein Haupt, also auch um ein Paket Sorgen und Pflichten bereichert. Sie spielte mit uns, sie war jung mit uns, sie sang mit uns und wir alle, glaube ich, liebten sie sehr. Ich denke noch oft an die Zeit von etwa 1912; wir saßen da als schon erwachsene Jugend in ihrem Zimmer und machten Rundgesang, sangesfreudig wie wir waren. Kam die Reihe an sie, so sang die 75-jährige oft mit ihrer dünnen Stimme: „Als der Großvater die Großmutter nahm…“
Sie hatte in den 90er Jahren stark an Gallensteinen gelitten und mehrfach die Kur in Karlsbad gebraucht. Ihr Bild aus diesen Jahren zeigt, daß sie körperlich stark abgefallen war. Sie lernte aber wohl zur rechten Zeit ihr Heilmittel „Urecidin“ kennen, und fortab nahm sie morgens und abends ihre vorgeschriebene Dosis, sie erholte sich wieder, blieb von weiteren Anfällen verschont und erreichte das schöne Alter von fast 85 Jahren. Sie, wie alle ihre 7 Schwestern, sollen als junge Mädchen sehr schön gewesen sein, als Großmutter war sie eine liebenswerte Matrone, die Fleisch gewordene Adligkeit des Gemüts, und in ihrem Gesichtsausdruck lag der ihr eigene fast kindlich anmutende feste Glauben an Gott. Ende 1921 brach sie sich ein Bein, wurde bettlägerich und starb an Lungenentzündung, wie dies bei Leuten in diesem Alter unvermeidlich ist, am 6. Januar 1922. Sie liegt neben ihrem Mann im Doppelgrab auf dem Erbbegräbnis zu Dieskau begraben.
Der Ehe, Hochzeit am 17.2.1759, entsprossen 4 Kinder, nämlich:

  1. Louis Wilhelm Paul, geb. 25.6.1860
  2. Arthur Curt, geb. 9.10.1861
  3. Wilhelm Edmund, geb. 11.4.1864
  4. Louis Wilhelm, geb. 28.11.1869

Großmutter schreibt in ihrem „Notiz-Buch“: „Mit Gottes Hilfe sind alle erwachsen!“
Es ist nicht verwunderlich, daß die Kinder dieser Ehe einen anderen Lebensweg nahmen, als es von einfachen Bauernjungen füglich erwartet werden konnte. Lag in ihnen doch die
unleugbare Begabung des Vaters, die sich in glücklicher Form mit dem Gemüt der hervorragenden Frau verbunden hatte. Die wirtschaftliche Lage ermöglichte es dem
Elternpaar, ihren Kindern die Vorzüge und Vorteile der Ausbildung auf höheren Schulen der
Stadt Halle angedeihen zu lassen, und -einmal begonnen- werden sie selber den Ehrgeiz
besessen haben diesen Weg weiter zu gehen und die diversen Pläne zu Ende zu führen.
Das tägliche Leben, was damals auf einem Bauernhof geführt wurde, wird noch sehr einfach gewesen sein; ich nehme an etwa in der Form, wie ich es aus meiner Kindheit weiß. Also:
Mahlzeiten wurden von Herrschaft (mit Kindern) und Gesinde in einem Raum (bei uns:
Kochstube) eingenommen. An einem Tisch saßen die Leute, am anderen die Herrschaft. Es
gab immer sehr einfaches Essen. Ich glaube, Braten gab es nie! Ich erinnere mich noch, daß
es montags Nudeln und Rindfleisch gab. Fast jeden Tag gab es Klos. Sonnabends stets
abwechselnd: Kartoffelmus mit Bratwurst und Milchreis mit Zimt und Zucker. Sonntags gab es mit konstanter Gewißheit nach einer Bouillonsuppe mit Eierstich gekochtes Rindfleisch mit Reissuppe und Klos. Ähnlich ist nach den Erzählungen meines Vaters die Frage des täglichen Küchenzettels auch von seinen Eltern gelöst worden, er erwähnte nur die Frühjahrs- und Herbstvarianten, die sobald begonnen eine geraume Zeit lang geherrscht hätten: Spinat mit Ei und Weißkohl mit Schöpsenfleisch. Die Kinder gingen, da Bruckdorf eine eigene Schule noch nicht hatte, nach Dieskau zur Schule, hatten also doch immer etwa 20-25 Minuten Schulweg, für Kinderbeine sicher das Doppelte an Zeit. So mußten auch Paul, Wilhelm, Edmund und Curt ihre Ränzel dorthin tragen und -die ganzen Jahrgänge von Dieskau und Bruckdorf, Jungen und Mädchen in einer Klasse- erhielten dort für 4 oder 5 Stunden Unterricht der sich in Sonderheit auf Schönschreiben, Rechnen und Religion
stützte.
Die Großmutter hat manchmal erzählt, mit welch immensen Verspätungen gegen den
geltenden Fahrplan ihre Jungs oft zuhause anlangten, wie Paul (mein Vater) so gegen Abend angetrudelt kam und auf die Frage: „Aber Paulchen, wo warst du denn solange?“ treuherzig entgegnete „Blümchen gesucht“ – und dabei reckte er ihr die kleinen Fäuste voll Butterblumen entgegen. Aber die Großmutter wäre ja nicht die Großmutter gewesen, wenn sie nicht Verständnis und Nachsicht dafür gehabt hätte!
Sonst ist mir über die Jugend meines Vaters und seiner Brüder nichts Besonderes bekannt.
Ich werde über ihr Leben, was ich weiß, berichten in geteilten, d.h. getrennten Abschnitten.
Zunächst, da wir ja der neueren Zeit näher kommen, etwas über die Lage der Stammhöfe, in Sonderheit über die von an geeigneter Stelle folgen. Ich will auch zusehen, etwas darüber in Erfahrung zu bringen, wann Bruckdorf zuerst in alten Chroniken erwähnt wird und würde im Erfolgsfalle dies natürlich auch noch erwähnen.

Wie also gesagt, macht Bruckdorf den Eindruck einer germanischen Siedlung. Die Höfe lagen zuerst nur auf einer Seite der Straße, also von der Reide links No. 1-10. Es waren alles
Bauernhöfe. Die älteste Siedlung dürfte das direkt an der Reide vor dem Fehse`schen Gut
(No. 1) gelegene jetzige Arbeiter-Wohn-Grundstück gewesen sein. Der Hof No. 10 war um 1700 herum im Besitz von Peter Krähmer. Wie lange dieser schon Bauer in No. 10 war, wissen wir nicht. 1722 heiratete dessen einziges Kind Dorothea den Johann Schatz aus Radewell, Sohn des Nachbarn und Anspänners Johann Schatz aus Radewell. (Dessen Sohn Peter geb. 1723). Der Hof kam also mit dieser Heirat in den Besitz der Schatz und verblieb es, bis im Jahre 1812 der Christian Gottlieb Huyke aus Dieskau(geb. 1787) seine Cousine Johanna Rosina Schatz, einziges Kind ihrer Eltern, heiratete. Der Name Huyke hielt somit auf dem Schönen Hof Einzug. Hof und Garten ist z.Zt. (1933) noch im Besitz der Familie; die Äcker sind verkauft (1918) – Siehe unter Paul Huyke –

Der Huyke`sche Hof ist der größte und schönste im Dorf. Es ist nicht feststehend wann er
gebaut wurde. Doch nehme ich an, daß das Wohnhaus noch in seiner alten Gestalt besteht
und wohl mehr als 400 Jahre alt ist. Über die Gebäude dann nachher. Zunächst die Anlage
des Hofes.- In der Gestalt eines nicht ganz rechtmäßigen Quadrats bilden Tor, Hoftür, Wohnhaus und Stallgiebelseite die Nordseite ( fast rechtweisend), Schweineställe, Kutsch-
und Maschinenschuppen bilden den Osten, die 50m lange Scheune mit Durchgangsschuppen zum Garten (ca. 2 Morgen) den Süden, wogegen das Hintertor , das dem Vordertor also diagonal gegenüberliegt, und die Kuh- und Pferdeställe die Westfront darstellen. Das Gehöft liegt an der Ecke der Dorfstraße und der Straße nach Ammendorf. Hinter der Scheune, sich noch etwa 60m weiter nach der Reide zu erstreckend, also erster in der Reihe der Bauerngärten (Bauernjärde heißt es in Bruckdorf) liegt der Garten, der von einer guten Steinmauer umgeben ist.

Wie bereits erwähnt. Halte ich das Wohnhaus als noch in seiner ursprünglichen Gestalt
bestehend, für das älteste Gebäude des Hofes. Dicke Lehm-Grundmauern (jetzt noch ca. 1m stark, früher sollen sie noch 25cm dicker gewesen sein; irgendein Huyke soll zur Vergrößerung der Räume die Wände um diese Differenz dünner gemacht haben – wer, weiß ich nicht, kann mich deshalb auch nicht dafür verbürgen, ob es wahr ist), bilden den Unterstock. Fachwerk wird früher den Oberstock gebildet haben. Der aber ist vor ca. 100 Jahren abgebrannt, und nun ist der Wiederaufbau des Oberstocks nur sehr dünne Stein-Mauer-Wand. Das Haus ist, da gegen Bodenfeuchtigkeit isoliert und nicht mit leerer Zwischenschicht gebaut, sehr feucht und kalt, und für rheumatisch veranlagte Lebewesen ein ungünstiger Aufenthalt.

Die Scheune ist, nachdem am Sonntag Rogate, 17. Mai 1748 abends um ½ 8 Uhr, der Blitz
einschlug und unseren Hof (aber sicher nur Scheune und Ställe), und den daneben liegenden Dietz`schen einäscherte, sicher noch in diesem Jahre neu gebaut und steht als solche noch heute. Ein mächtiges Gebäude, 50m lang, Lehmmauern von wohl 80cm Dicke und sehr steilem und hohen Dach. Ob dem Brand auch der Kuhstall pp (Westseite) zum Opfer gefallen ist, möchte ich bezweifeln. Der Wind wird aus West bis etwa Süd-West geweht haben, hat so die Scheune und Schweineställe pp und den daneben liegenden Dietze`schen Hof erreicht. Es wäre nämlich sonst nicht zu verstehen, daß schon nach etwa 80 Jahren die Kuh- und Pferdeställe neu gebaut wurden. Diese sind aber im Jahr 1831 gebaut und hießen noch zur Zeit des Einzugs meiner Großmutter (1859) „der neue Stall“. Er ist heute noch in der Form von damals erhalten.
Das neueste Gebäude ist der Schweinestall auf der Ostseite. 1748 war sicher der mit abgebrannte Schweinestall einem Neubau gewichen. Dieser stand etwa 2m weiter in den
Hof hinein, als der jetzige dies tut. Im Juni 1879 kam eine furchtbare Gewitterböe, die
wolkenbruchartigen Regen hernieder prasseln ließ. Die Wassermengen konnten gar nicht so schnell abfließen, sondern stauten sich aus den höher gelegenen Feldern und Wegen
kommend, in dem tiefer gelegenen Hofe, wo sie ebenfalls keinen Abfluß fanden. Über 1m hoch soll das Wasser im Hof gestanden haben, und zwar soll es so schnell gestiegen sein, daß es z.B. meinem Vater, der 19 Jahre alt, im Hofe war, nicht mehr gelang, die im tief liegenden Schafstall (1m unter Hofniveau) befindliche Hammelherde zu bergen. Sie kamen elend um.

Schweine und anderes Getier schwamm fröhlich auf der Flut herum. Die Fluten unterspülten die Mauern des Schweinestalls und weichten sie obendrein auf und nach kurzer Zeit stürzte er in sich zusammen. Wie nach einem Dammbruch wälzten sich die freigewordenen Wasser weiter, rissen die Gartenmauer weg, die damals auch noch aus Lehm war und stürzten sich dann abwärts ins Bett der Reide. Der Neubau wurde 2m weiter nach Osten (das Land wurde von Dietz zugekauft) gerückt und vom Zimmermeister Walker, Zwintsschöna, in hellen Mauersteinen ausgeführt. Eine Tafel erinnert an das Geschehen.

Fast der gesamte Hof ist mit Kopfsteinpflaster gepflastert, mein Vater erwähnte oft mit Stolz, daß er die vor dem Hauseingang verwendeten besonders glatten und kleinen Steine alle selber gesammelt habe. Für Großstadtbeine ist das Pflaster natürlich nicht restlos
zufriedenstellend, für einen Bauernhof aber gut und zweckentsprechend.

In der Mitte des Hofes ist der Misthof, eine große tiefe Grube, früher mit einer großen dicken Holzbarriere umgeben, in meiner Kindheit sauber ausgepflastert an den Ausfahrten, mit festen Seitenmauern und einem Geländer aus Eisenbahnschienen und Drahtseilen versehen. Bis zum Jahre 1880 hat noch an der Ecke des Misthofs bei der Haustür (etwa 6-10m entfernt) das hier übliche Taubenhaus gestanden, ein vieleckiger Turm auf hohem Pfahluntersatz. Auch das damals noch draußen stehende Käsehaus verdient Erwähnung. Dort trockneten und reiften die Käse an frischer Luft.

Der Hof, aus dem meine Großmutter stammt, das Schulze`sche Gut in Dieskau, liegt rechts vom Dieskauer Schloß. Es ist nach dem Tode des alten Friedrich Schulze in von Bülow`schen Besitz übergagangen und es wohnt dort wohl Diener usw. Ein Photo davon habe ich gemacht und dem Bruckdorf Album zugefügt.

Der Schaaf´sche Hof in Canena, also der Stammhof meiner Mutter, hat seine ursprüngliche
Größe verloren. Es wohnt dort jetzt der Häckselschneider Pfeifer, von dem alten Gebäude
steht nur noch das Unterteil der Scheune. Ein Photo habe ich aus diesem Grunde davon nicht angefertigt.

Die Wellen der Zeit werden auch über diese Stätten hinwegspülen und sie schleifen. Mögen
diese Zeilen dazu dienen, dem, der sie einmal sucht, sie finden zu helfen!

  1. Frederike Huyke, geb. 18.10.1813 zu Bruckdorf, gest. 31.5.1885 ebenda, beerdigt in
    Dieskau war die älteste Tochter von Christian Gottlieb Huyke und Rosina, geb. Schatz.
    Am 16.6.1834, ab 6 Uhr, gebar Frederike Huyke eine uneheliche Tochter, gen. Frederike Amalie; sie wurde von Friedrich Schaaf gelegentlich der kurz darauf
    folgenden Eheschließung als sein Kind legitimiert. Sie starb am 5.10.1834 im Alter von
    16 Wochen.

Frederike Huyke heiratete im Jahre 7.9.1834 den Landwirt Friedrich Christian Schaaf aus
Dieskau. Sie sind wohl nach dem Verkauf ihres Eigentums von dort nach Eisdorf gegangen,
wo sie ein schönes Gut gehabt haben. Wie lange sie dort gewesen sind, konnte ich nicht mehr ermitteln. Es kann nicht gar so lange gewesen sein; denn sie haben wohl schon in den 30er bis 40er Jahren in Bruckdorf den Gasthof (jetzt Große) gebaut. Sie hatten zwei Kinder und zwar:

  1. Pauline, später verehelichte Schlachtermeister Schliak, Halle Saale
  2. Alwine, später verehelichte Mühlenbesitzer Ronneburg, Dieskau

Friedrich Christian Schaaf war der 2. Sohn des Nachbarn und Anspänners Gottfried Schaaf
und Ehefrau Johanna Marie geb. Barth in Dieskau. Sie haben, da ihre Töchter Pauline und
Alwine in Eisdorf geboren sind Dieskau bald verlassen. Es ist anzunehmen, daß er ausbezahlt wurde von seinem ältesten Bruder und davon das Gut in Eisdorf kaufte.
Nach dem Tod des Ehemannes soll seine Witwe, in guten Verhältnissen lebend, unbekümmert gesagt haben: “Mir kanns nicht schlecht gehen; eine meiner Töchter hat einen Müller, und die andere einen Schlachter.“
Und dennoch ist ihr letzter Lebensabschnitt eine Notzeit gewesen, aus der nur die Fürsorge ihrer Geschwister sie errettet hat. Sie soll für ihren Schwiegersohn mit ihrem ganzen Vermögen gutgesagt haben; die Gläubiger nahmen ihr alles, was sie besaß, bei der
Subhastration scheint Ludwig Wilhelm, ihr Bruder, den Gasthof erworben zu haben. Sie selber, die mittellos geworden war, bekam von ihren Geschwistern das Haus No. 9 in Bruckdorf, was neben dem Gut der Huyke´s liegt, zugewiesen. Diese hatten es ihr für 800 Mark gekauft. Dort hat sie noch lange Zeit gelebt und ist am 31. Mai 1885 auch dort gestorben und in Dieskau begraben. Sie soll eine sehr gute und trotz ihres Unglücks zufriedene Frau gewesen sein. Erst hat sie noch Jahre in dem Haus neben dem Gasthof gewohnt; später haben die Gläubiger ihr auch dieses genommen.

  • Carl August Huyke, geb. 24.9.1817 zu Bruckdorf, gest. 5.1.1853 ebenda, beerdigt in
    Dieskau

war als 2. Kind von Christian Gottlieb Huyke und Rosine, geb. Schatz, der älteste Sohn und
somit nach Recht und Gebrauch der Erbe des Hofes. Da sein Vater, noch nicht ganz 60 Jahre alt, im Jahr 1847 gestorben war, so dürfte er nicht allzu lange ein Bauer in Bruckdorf gewesen sein. Er war seit 1850, aufgeboten am 8. Sonntag nach Trinitatis, verheiratet mit Marie Henriette Ziegler aus Wurp. Der Ehe sind Kinder nicht entsprossen. Während der Brautfahrt zerbrach die Hochzeitskutsche, was bei dem leicht abergläubischen Landvolk als böses Omen angesehen wurde. Es ist mir nicht bekannt geworden aus welchem Grunde Carl August Huyke in so jungen Jahren sterben musste. Ich berichtete bereits, daß zwischen den Geschwistern wohl Unfrieden bestanden haben muß, aber auch hier fehlt die nähere Kenntnis von Grund und Ursache. Nur aus der Grabinschrift auf der Rückseite des Steines ist dies zu schließen.
Solange Carl August der Bauer war, und während seine ältere Schwester Frederike den
Gasthof in Bruckdorf innehatte, blieb für den 2. Sohn, den mehr als 10 Jahre jüngeren Ludwig Wilhelm (meinem Großvater) nur das damals übliche Los der jüngeren Bauernsöhne, nämlich Fuhrwerken, also Kies und Sand, Steine und Kohle fahren. Er hat dann später erst die Kneipe und nach Carl August`s Tod das Gut übernommen. Auch über die Witwe sprach ich bereits, sie wurde ausbezahlt, heiratete in den Friedel`schen, Schilling`schen, jetzt Gregor`schen Hof nach Stennewitz.

  • Rosine Huyke, geb. 10.10.1821 zu Bruckdorf, gest. 3.4.1899 zu Wörmlitz, beerdigt in
    Wörmlitz

war das 3. Kind aus der Ehe von Christian Gottlieb Huyke und Rosine, geb. Schatz. Sie
heiratete am 26. Dezember 1847 Karl Jache aus Wörmlitz. Das Jache`sche Gut ist inzwischen aufgelöst. Die Scheune sah ich bei meinem Besuch 1931 zusammengestürzt liegen. Der Hof liegt leer, im Wohnhaus ist unten vermietet. Oben lebt in dürftigen Verhältnissen die Schwiegertochter besagter Rosine Jache, nämlich Lydia, geb. Ohme aus Klepzig, die Gattin von Reinhold Jache.

Ich halte im Stammbaum Folgendes fest:

  • Karl Jache, geb. 27.6.1819, gest. 26.10.1889, Landwirt in Wörmlitz
  • Rosine geb. Huyke, geb. 10.10.1821, gest. 3.4.1899

Kinder:

  1. Pauline, geb. 16.4.1844, gest. 15.3.1925, verh. mit Julius Hoffmann, Müller in
    Obermaßfeld, beerdigt in Weimar
  2. Reinhold, geb. 1.12.1849, gest. 9.3.1914, verh. mit Lydia Ohme, Klepzig, diese geb.
    25.3.1857
  3. Karl, geb. 19.9.1850, gest. 5.4.1905, verh. mit Amalie Weise, Holleben, geb. 13.9.1853.
    beide gest. 26.5.1925, begraben In Halle
  4. Lina, geb. 6.4.1853, gest. 12.3.1922, verh. mit Schlüter, Bobert, Jäntsch aus
    Spickendorf
  5. Hedwig, geb. 16.5.1855, verh. mit dem Lehrer Emil König aus Groß-Gräfendorf
  6. Meta, geb. 25.12.1857, verh. mit Richard Villarett, Halle
  7. Robert, geb. 8.12.1860, verh. mit Anna Weber, geb. 1.7.1865, Weißenfels
  8. Hermann, geb. 10.10.1866, gest. 29.5.1909, Junggeselle, beerdigt in Halle

zu 1. Julius Hoffmann war der Besitzer der großen Obermaßfelder Mühle.

Zu 2. Reinhold Jache übernahm den väterlichen Hof und heiratete die am 25.3.1857 geborene Bauerntochter Lydia Ohme aus Klepzig. Ihrer Ehe entstammen 3 Kinder, nämlich:

  1. Hedwig, geb. 18. 4.1880, verheiratet mit Gutsbesitzer Paul Rapsilber aus Wörmlitz,
    geb. 4.8.1868, deren Kinder:
  • Paul, geb. 15.11.19002
  • Martha, geb. 26.6.1904
  • Richard, geb. 21.11.1909
  • Elly, geb. 23.11.1912
  • Frieda, geb. 16.8.1914
  • Hedwig, geb. 24.3.1916
  1. Martha, geb. 8.2.1882, verheiratet mit Kaufmann Otto Eisentraut, geb. 1.4.1880 zu
    Halle, Ehe kinderlos
  2. Lydia, geb. 18.3.1891, verheiratet mit dem Lehrer Otto Günther, geb. 21.11.1887, zu
    Wörmlitz, jetzt wohnhaft in Cassel, deren Kinder:
  • Gerda, geb. 31.7.1913
  • Elfriede, geb. 1.1.1917 Lydia Jache, geb. Ohme lebt noch in Wörmlitz im Wohnhaus des Gutshofes.

Zu 3. Karl Jache heiratete Amalie Weise aus Holleben, lebte in Halle und hatte zwei Kinder:

  1. Elise Jache, geb. 27.11.1879, ledig, lebt als Postgehilfin in Halle
  2. Karl Jache, geb. 31.10.1881, Kaufmann in Erfurt, gest. 6.11.1925 in Erfurt, war
    verheiratet mit Anny Lehmann, geb. 12.6.1889 zu Halle,

deren Kinder:

  • Hans, geb. 1.3.1914 in Erfurt
  • Anneliese, geb. 26.8.1921 in Erfurt

Zu 4. Lina Jache war in erster Ehe mit einem gewissen Schlüterverheiratet, ehelichte nach
dessen Tode einen gewissen Bobert, um nach dessen Tode eine dritte Ehe einzugehen mit
einem (wohl Gastwirt) Jäntsch in Spickendorf.

Zu 5. Hedwig Jache heiratete den am 14.7.1849 geborenen Lehrer Emil König (gest.
8.4.1910), begraben in Sennewitz bei Halle. Sie lebt als Witwe in Wolfen-Bitterfeld. Dieser Ehe entsprossen 12 Kinder, wovon jedoch nur die folgenden 5 aufwuchsen:

  1. Armin, geb. 13.5.1881, Kaufmann in Wolfen, verheiratet mit Hedwig Dietz, geb
    29.5.1883, keine Kinder aus dieser Ehe vorhanden.
  2. Helene, geb. 16.3.1884, verheiratet mit Hermann Vaquet, geb. 22.1.1873 in Berlin,
    keine Kinder.
  3. Hedwig, geb. 10.1.1889, verh. mit Oswald Krebs, geb. 19.9.1887 in Köthen, deren
    Kinder: Hanna,
  • Alfred und Elfriede
  1. Georg, geb. 10.12.1892, verh. mit Paula Schenzel, geb. 17.2.1897 in Hohensalza,
    keine Kinder.
  2. Rosa, geb. 173.1894, unverheiratet, lebt in Wolfen-Bitterfeld

Zu 6. Meta Jache, heiratete den Kaufmann Richard Villaret, der einer in der französischen
Revolution geflohenen Refugiefamilie entstammt (1793). Er war geboren am 10.5.1855 und starb am 31.3.1928. Begraben in Halle.
Kinder:

  1. Walter Villaret, Ingenieur, geb. 10.8.1881, verheiratet mit Ida Dockhorn, Klepzig, geb.
    28.1.1882, Kind Hans Walter, geb. 16.3.1921, leben in Leipzig
  2. Richard, geb. 12.2.1883, gest. 22.11.1886 zu Halle/Saale

Zu 8. Hermann Jache, lebte als Kaufmann und Junggeselle zu Halle, wo er am 29.10.1909 in
frühen Alter von 45 Jahren das Zeitliche segnete und zu seinen Vätern versammelt wurde. Er liegt in Halle begraben.

Damit schließe ich die Aufzeichnung der Rosine (Huyke) Jache`schen Abkömmlinge ab. Sollte es sich notwendig machen oder später wünschenswert erscheinen, auch diesen Zweig der Sippe weiter zu verfolgen, so geschieht das vielleicht in einer Kartothek, die ich zu dieser Familiengeschichte noch einzurichten willens bin. Ich verweise dann auf die Folien dieser Chronik, um Irrtümer auszuschließen und um gleichzeitig späteren Mitarbeitern an dieser Chronik die Übersicht zu erleichtern.

  • Emilie Huyke, geb. 25.5.1838, gest. 19.2.1916, begraben in Groß-Gräfendorf
    war das 5. und jüngste Kind von Christian Gottlieb Huyke und Rosine, geb. Schatz. Sie
    heiratete den Gutsbesitzer Louis Schimpf aus Groß-Gräfendorf. Dieser geboren am 1826, gest. 16.8.1895.

    Frau Emilie Schimpf, deren Bild vorhanden ist, ist eine typisch wendische Erscheinung
    gewesen, wenngleich sie gleich ihrer Schwester (Frau Rosine Jache, Wörmlitz) nicht klein von Figur war, sondern gut Mittelgröße hatte. Aber braune Hautfarbe, zierliche Füße und Hände, schlanke Fesseln und Gelenke, dunkle Augen, schwarzbraunes Haar und Backenknochen kennzeichnen sie als wendisches Blut. Auch in ihren Enkeln, unseren Vettern Schimpf in Groß-Gräfendorf, fand ich diesen Wenden und Huyke Typ wieder. Ich stellte eine erstaunliche Ähnlichkeit zwischen Edmund Schimpf und meinem gefallenen Bruder Otto fest. Das Schimpf`sche Gut ist ein sehr schöner Besitz von wohl annähernd 400 Morgen gewesen. Es ist inzwischen unter die beiden jüngsten Söhne (den Enkeln der Emilie, geb. Huyke) verteilt, wie man später hören wird.
    Louis Schimpf war nach Bild und Schilderung der Typ eines sturen, mitteldeutschen Bauern, der sich seines Wertes bewußt war und dementsprechend auftrat. Es ist bedauerlich, daß Zeit und Krise es mir nicht mehr gestatten, den Verkehr wie es vor Jahrzehnten die Väter taten, zu pflegen. Früher war das, wie ich noch aus den Jahrbüchern meines Vaters ersah, liebe Gewohnheit, daß die Vettern untereinander gute Freundschaft hielten und sich gegenseitig zu Kirmeß, Erntedankfest usw. besuchten. Vielleicht wird es jetzt, wo das Höferecht wieder Gesetz wird (1933) einen Weg geben zurück zu dieser die Bande der Sippe erhaltenden Gewohnheit und Sitte unserer Väter.
    Der Ehe des Paares entstammen 4 Kinder, und zwar:
  1. Hugo, geb. 4.8.1864, gest. 21.9.1922, verheiratet mit Hermine Wusterhausen,
    Oberbeuna, geb. 21.1.1868
    deren Kinder:
  • Johannes, geb. 6.10.1888, gest. 8.10.1915 als freiwilliger Unteroffizier an der
    Loretto-Höhe
  • Erich, geb. 1891, gef. Am 20.9.1917 als Leutnant im Westen
  • Eva, geb. 28.6.1893, verheiratet mit Landwirt Kurt Hausknecht, Hauteroda, geb.
    13.8.1883
    Kinder:
    Egon, geb. 7.10.1913
    Rosemarie, geb. 3.1.1920,
  • Edmund, geb. 5.2.1899, verheiratet mit Charlotte
    Kinder:
    Eberhard, geb. 29.7.1924,
    Dorothea, geb. 27.10.1926
  • Konrad, geb. 3.2.1900, verheiratet mit Erna
  • Marianne, geb. 1.4.1903, verheiratet mit Albert Wachsmut, Gutsbesitzer zu
    Belleben
  1. Lydia, geb. 26.4.1866, verheiratet mit (am 14.7.1891) Zollinspektor Paul Isbary, geb.
    am 5.1.1858zu Balgstert, lebt mit ihrem Gatten, der im Ruhestand ist in Bärwalde in
    Pommern. Ihnen wurde ein einziges Kind geboren:
  • Kurt, geb. 25.6.1894 in Gostyn (Posen), Er ist bis dato unverheiratet und als
    Inspektor bei seinem Onkel, Louis Schimpf, Neehausen tätig.
  1. Olga, geb.1872, verheiratet mit Robert Hofmann, Mühlenbesitzer Obermaßfeld. Dieser
    ist der Sohn ihrer (allerdings fast 3o Jahre älteren) Cousine Pauline Hoffmann, geb.
    Jache, also eigentlich ihr Neffe II. Grades. Der Ehe entstammen 4 Kinder:
  2. Louis, geb. 31.12.1869, Gutsbesitzer in Neehausen, verheiratet mit Helma Zanke aus
    Schotterey (geb. 6.7.1877). Er besitzt in Neehausen, Mansfelder Seekreis, ein sehr
    schönes Gut von wohl400 Morgen. Es geht ihm materiell sehr gut, ein Zustand, der in
    der heutigen Zeit nur bei wenig Menschen Geltung hat.
    Einziges Kind aus dieser Ehe ist:
  • Hans Joachim, geb.10.4.1898. Er ist nicht Landwirt geworden sondern Arzt und lebt
    in …..

Hiermit schließe ich meine Aufzeichnungen über die Emilie Huyke Schimpf`sche Sippe. Ich
verweisse auf meine Worte am Schlusse der Seite 31. Diese sollen auch hier Geltung haben.

Der Abkömmlinge des Dieskauer Bauern Friedrich Schulze (geb. 7.9.1804, gest. 18.8.1877)
und seiner Ehefrau Ulrike, geb. Strumpf aus Möderau (geb. 4.6.1805, gest. 26.3.1873 an
Lungenentzündung) seien die folgenden Zeilen gewidmet:

Friedrich Schulze selber soll ein sehr wohlgestellter, jovialer, aber dennoch energischer Mann gewesen sein, der dem Grundsatz huldigte: „Leben und leben lassen“.Mir ist nur Weniges über ihn bekannt geworden, aber, was ich gehört habe, war nur Gutes. Es kann eigentlich auch kaum anders gewesen sein, denn der Mann, dessen Blut meine Großmutter in ihren Adern trug, muß , ebenso wie seine Frau, ein guter Mensch gewesen sein. Er hat seinen Wohlstand gut verwaltet und nachdem er seine Töchter reichlich ausgesteuert und mit gutem Mitgift vesehen hatte, in Ermangelung eines männlichen Erben das Gut verkauft und seinen Lebensabend (wohl nach dem Tode seiner 4 Jahre vor ihm heimgegangenen Frau) bei seinem Schwiegersohn Reinhold Schaaf, Dieskau, verbracht. Es hatte in Dieskau als größter Bauer (wohl ca. 150-200 Morgen) ein gewichtiges Wort zu reden, war natürlich Schulze und hatte so, da er zudem alerten Geistes war und seinen Zeitgenossen und Berufskollegen weit voraus wanderte, auch Gelegenheit, seinen Einfluß geltend zu machen. Not hat er nicht gekannt, auch wohl wenig Kummer. Denn seine Ehe muß harmonisch gewesen sein. Mag sein, daß der Umstand, daß ihm ein Sohn versagt blieb, einige Betrübnis in ihm wach gerufen hat, auch der Tod seiner Tochter Bertha, die als blühende 20-jährige abberufen wurde, wird dem Ehepaar Kummer gemacht haben. Im Großen und Ganzen aber habe ich nach den mir überkommenen Erzählungen und meinen Eindrücken von der Großmutter und ihren Schwestern, in Rückschluß auf die Eltern dieser aller, das Empfinden, als habe Goethe in „Hermann und Dorothea“ ein solches Paar nur Umgebung bei seiner Schilderung von Hermanns Eltern vor seinem geistigen Auge gestanden.

Acht Töchter gab der Himmel diesem Paar als Segen, und ihrer sei nun auf den kommenden Seiten gedacht.
Ich bemerke hierbei, daß ich meine Großmutter, Luise Schulze, deren Kinder ich bereits
nannte, außer der Reihe, also als letzte aufführe, um mich dem Leben ihrer 4 Söhne näher
widmen zu können.

  1. Alwine Schulze, geb. 8.3.1828, gest. 30.4.1881 heiratete den Landwirt Oehlicker in
    Wiedemar. Sie hatten 3 Kinder:
  • Anna, jetzt verheiratet mit Pfarrer Crell, Halle
  • Ida
  • Clara

Der Ehemann starb, und um ca. 1865 herum heiratete die Witwe den Landwirt Ferdinand
Felgner, geb. 29.19.1836, gest. 20.12.1893 in Wiedemar.
Dieser Ehe entsprossen 4 Töchter, nämlich:

  • Ottilie, geb. 1.3.1868, verheiratet mit Franz Holter, geb. 29.10.1863, gest. 17.2.1924,
    Wiedemar
    o Paul, geb. 1.6.1902, bislang unverheiratet
  • Hedwig, geb. 29.10.1869, lebt unverheiratet mit ihrer Schwester Hulda im Hause ihrer
    Schwester Ottilie
  • Hulda, geb. 16.6.1871
  • Marie, geb. 14.1.1873 verheiratete Strauchenbruch in Berka.

Alwine Felgner nahm sich vollkommen unerwartet und ohne den erkennbaren Grund am
30.4.1881 das Leben durch Erhängen. Sie war nie schwermütig, lebte in guten Verhältnissen und war gesund.

Amalie Schulze, geb. 20.10.1829, gest. 9.7.1894, heiratete den Gutsbesitzer Weise in Groitsch bei Teicha

Pauline Schulze, geb. 9.9.1831, gest. 9.7.1909, heiratete den Kantor Hermann
Strauchenbruch in Dieskau, dieser gest. 29.1.1903 in Halle

Bertha Schulze, geb. 28.2.1833, gest. 16.4.1855, Dieses 4. Kind des Schulze`schen
Ehepaares starb in der Blüte ihrer Jahre im Alter von 22 J., 1 M, 16 Tagen an den Folgen
irgend einer inneren Zerreißung oder Verschlingung, die sie sich nach dem Berichte meiner
Großmutter (ihrer Schwester Louise) beim Wäsche Aufhängen zugezogen hatte. Sie soll, wie alle Schulze Mädchen, sehr anmütig, sehr vergnügt und lebenslustig und sehr gut gewesen sein. Meine Großmutter, die den Tod dieser ihrer Schwester als etwa 17½jährig erlebte, bekümmert es noch jetzt in ihren alten Tagen, daß dieses heitere Mädchen so früh hatte Abschied vom Leben nehmen müssen. Sie ist in Dieskau beerdigt; ihr Grab schmückte bis zu diesen Tagen ein eisernes Kreuz, das aber vom Zahn der Zeit zerbrochen vor kurzem abbrach.

Wilhelmine Emilie Schulze, geb. 18.2.1835, gest. 9.8.1840,
Von der Existenz dieser Schwester meiner Großmutter habe ich bisher nichts gewusst; sie war nie erwähnt worden. Ich kann nur annehmen, daß eben der Umstand, daß sie schon im Alter von 4 ½ Jahren ihr Erdenwallen beendete, sie fast in Vergessenheit geraten ließ in der
Erinnerung der Großmutter, die beim Tode ihrer Schwester erst 2 ½ Jahre alt war. Ich fand bei meinen Forschungen die entsprechenden Eintragungen im Kirchenbuch zu
Dieskau.

Louise Schulze, geb. 16.11.1837, gest. 6.1.1922, meine Großmutter

Liberta Schulze, geb. 29.12.1839, gest. 17.12.1914, später verehelichte Gutsbesitzer Friedrich Poppe, Höhnstedt, gest. 22.11.1919

Ida Schulze, geb. 16.10.1841, gest. 11.7.1918, heiratete den Gutsbesitzer Kurt Felgner in
Wiedemar, gest. 1876. Felgner besaß (und seine Enkel besitzen noch heute) in Wiedemar ein sehr schönes Gut von ca. 400 Morgen. Dem Ehepaar Felgner wurde, soviel ich weiß, nur ein Sohn geboren. Der Vater starb, als das Kind 3 Jahre alt war. Es hies

Arthur Felgner, geb. 1873, gest. 1930 in Wiedemar am Schlagfluss. Er war verheiratet mit
sie lebt als Witwe z.Zt. auf dem Hofe, den ihr jüngster Sohn leitet.
Ihre Kinder:

  • Erich,
  • Johannes, …. verheiratet mit Felgner, Tochter des Gutsbesitzers Reinhold, Werlitz,
  • Liselotte
  • Herbert

Auguste Schulze, geb. 15.19.1845, gest. 16.10.1928 in Dieskau, war die jüngste der 9 Schulze Töchter und heiratete den Gutsbesitzer Reinhold Schaaf, Dieskau, gest. 2.4.1908 an Diabetes.

Henriette Louise Auguste Schulze, am 16. November 1837 früh 1 Uhr, geborene eheliche
Tochter des Friedrich Schulze, Nachbar und Anspänner in Dieskau, die Mutter Ulrike geb.
Strumpf
Getauft am 20. – Pathen: Frederike Amalie Strumpf, Schletterau, Carl Pohle, Nachbar und
Anspänner in Schlettau, Louise Auguste Schaege aus Diemnitz, so heißt es unter #50 des
Verzeichnisses der Geborenen und Getauften im Jahre 1837 der Kirche zu Dieskau.

Ich habe schon früher mich über diese Frau, meine Großmutter, die „beste aller Großmütter“, wie ich sie im Album Bruckdorf genannt habe, und über ihre Ehe mit meinem Großvater ausführlich berichtet, ich will nur jedem, der diese Zeilen liest, sagen:; „Seht euch in dem Album Bruckdorf die Bilder dieser Frau an! Betrachtet ihre Züge, ihren Blick! Und ihr
empfindet, daß meine Worte lange nicht sagen können, wieviel Adel, wieviel Güte dieser Frau Eigen gewesen!“
Sie gab 4 Söhnen das Leben. Der älteste war mein Vater. Sie schreibt in ihrem „Notiz Buch“:
„Unser erstes Kind wurde geboren am 25. Juni 1860, nach vier Wochen getauft: Luis Wilhelm Paul.“ – Im Kirchenregister steht Ludwig Wilhelm Paul

Hier enden die Aufzeichnungen des Paul Arno Huyke