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Hier sind wir zuhause und …
… das Ganze aus der Höhe

Ich bin als Sonntagskind am VII.II.MCMLIV auf die Welt gekommen, übrigens am selben Tag wie Dieter Bohlen, aber das muss ja nichts heißen. Und dass derjenige, der als Sonntagskind das Licht der Welt erblickt, immer Glück hat, möchte ich auch in Frage stellen.
Eigentlich galten für mich immer „Murphys Gesetze“ und das Motto: „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: Nun lächle und sei fröhlich, es könnte noch schlimmer kommen, und ich lachte und war fröhlich, und es kam noch schlimmer“, aber das Leben ist eben kein Ponyhof. Aber immerhin bin ich im Sternzeichen Wassermann geboren, dem besten der zwölf.
Meine Mutter hat mich Klaus genannt. Eine Kurzform von „Nikolaus“, ein Name aus dem Altgriechischen, der übersetzt „der Sieger des Volkes“ bedeutet.
Dabei war mein Geburtsjahr für Deutschland ein sehr wichtiges, denn 1954 war das Jahr des „Wunders von Bern“. Deutschland wurde zum ersten Mal Fußballweltmeister. Außerdem war meine Mutter ledig, mein Vater also unsichtbar, und an meiner linken Hand und meinem linken Arm fehlte deine Hautschicht. Beides hat mir früher viel Aufmerksamkeit und viele dumme Fragen eingebracht.
Eigentlich hatte ich eine sehr schöne Kindheit. Wir hatten zwar nicht viel außer unserem kleinen Häuschen mit großem Garten und Hühnerstall direkt neben dem Marmorwerk, der kleinen Witwenrente meiner Großmutter und der kleinen Pacht für das Marmorsägewerk, aber meine damals noch alleinstehende Mutter ging die ganze Woche tagsüber in Hof arbeiten. Sie verdiente auch nicht viel, aber alles zusammen reichte für uns, weil wir keine großen Bedürfnisse hatten.  Außer dem Radio gab es damals keine Medien, die Bedürfnisse weckten, die man nicht brauchte.
Meine Großmutter ließ es sich aber nicht nehmen, mindestens einmal im Jahr ihre weit entfernten Verwandten zu besuchen und nahm mich immer mit. So war ich schon als kleines Kind in Halle, Gnetsch, Nürnberg und Überlingen am Bodensee. Überhaupt hatten wir zu allen Verwandten immer ein sehr gutes und enges Verhältnis. Das änderte sich erst, als meine Oma nicht mehr so fit war, um weite Reisen zu unternehmen. Ab kurz vor der Einschulung bin ich auch jeden Sommer für eine Woche zu meiner Tante nach Nürnberg gefahren. Das war auch ganz einfach, meine Mutter hat mich in Hof in den Bahnbus gesetzt und meine Tante hat mich vom Bus abgeholt.

Stegenwaldhaus 55 – der Fauxpass
Immer wenn meine Großmutter etwas zu viel getrunken hatte, kam irgendwann eine Bemerkung über „einen Bruder von mir“. Auf weitere Fragen antwortete sie dann nicht mehr und blockte ab. Ob jünger, älter oder gleich alt, das hat sie nie erwähnt. Ich habe es damals immer schnell vergessen und heute gibt es keine Zeitzeugen mehr. Ich habe meine Mutter zwar auch mehrmals gefragt, warum ich eigentlich in der Uniklinik Erlangen geboren wurde, aber auch darauf gab es nie eine plausible Antwort. An anderer Stelle kam auch manchmal die Bemerkung: „Die eine Tochter bekommt ihre Kinder und die andere treibt sie ab.“ Damit meinte sie meine Mutter und meine Tante.Meine Mutter war damals noch sehr jung (17) als sie mich bekam und solange ich zurückdenken kann hatte sie zwei große Probleme mit denen sie nie umgehen konnte: Männer und das Geld und das eigentlich bis sie starb. Meine Tante zog schon in jungen Jahren nach Nürnberg. Ob die Bemerkungen meiner Oma etwas mit der Realität zu tun hatten wird wohl nie mehr geklärt werden können.